Tansania

Über Sonntage

„Bist du auch noch müde?“ – „Joa.“ – „Ja, dann lass einfach weiterschlafen.“
Es ist der perfekte Sonntag, Alwina und ich frühstücken (chrm) brunchen wann wir wollen oder lassen das gleich aus und gehen zum Mittagessen über und freuen uns über die allmählich wärmer werdenden Sonnenstrahlen, die nachmittags immer öfter unser Gesicht bräunen und unsere Stimmung erhellen.

Seitdem die Ferien an der ‚Voice‘, unserer Schule, begonnen haben, ist jeder Tag für uns ein Sonntag – und wir genießen das in vollen Zügen. Seit einer Woche klingelt kein nerviger Wecker um 6 Uhr morgens und es gibt kein Gehetze auf dem Schulweg, um noch rechtzeitig vor der ‚Morning Parade‘ der Schüler anzukommen. Der Morgen wird stattdessen für kuscheliges Einmummeln beim Lesen genutzt und für Einkäufe am lokalen Markt. Sobald wir nachmittags Joy und Glory, die jüngsten Töchter unserer Gasteltern, von der Schule abgeholt haben, tun wir entweder gut daran, die beiden zu beschäftigen oder bringen unser kleines Haus auf Vordermann. Diese Woche Montag war mir entweder sehr langweilig oder ich habe es tatsächlich richtig toll gefunden, rund vier Stunden lang Wäsche zu waschen.  Nichts, was ich mir so schnell abgewöhnen will.

Während der freien Tage, ist auch Masu – die älteste Tochter und auch Schülerin an der ‚Voice‘ – nach Hause gekommen. Sie hat uns den lokalen Markt und den Lieblingsschneider der Familie gezeigt. Mit (fast) vollem Vertrauen und (nervös) klopfendem Herzen, haben wir diesem Schneider unsere Stoffe mitsamt Zeichnungen von Kleidern in die Hand gedrückt. Die Stoffe haben wir bei unserem ersten Besuch in der nächsten großen Stadt Arusha gekauft und uns gut überlegt, welche der vielen bunten Muster wir wirklich mitnehmen sollen. Nun sind wir gespannt, was unser Schneider daraus zaubern wird – das Ergebnis gibt es nächste Woche… außer, es ist nicht gut geworden, dann gibt es lieber nichts.

Einen kleinen Ausflug wollten wir uns nicht nehmen lassen: nicht weit von unserem Zuhause, direkt neben dem ADRA Center, steht das Babyheim ‚Cradle of Love‘. Wir müssen sehr vertrauenswürdig wirken, denn die Erzieherinnen – ohne groß zu fragen, wer wir eigentlich sind – lassen uns die Babys füttern, auf den Arm nehmen, mit ihnen spielen. Wahrscheinlich wissen sie einfach, dass diese Kinder einem schlicht das Herz erwärmen.

Noch ein Wochenende bleibt Alwina und mir, bevor die Schule wieder öffnet. Dort wartet schon eine altbekannte Aufgabe auf uns: Prüfungsaufsicht. Ja, die vielen Examen finden scheinbar kein Ende. Ich hab schon ein paar neue Bücher rausgesucht.

 

Wer verschwommene Qualität und überaus nicht gelungene Schnittfähigkeiten nicht scheut, für denjenigen habe ich hier einen kurzen, aber dennoch süßen Einblick in das Cradle of Love.

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